17.10.2013

Ca. 25 – 40 % der Hunde und Katzen, die in die Praxis kommen sind viel zu dick! Man muss Übergewicht von Fettleibigkeit (Adipositas) unterscheiden. Unter Adipositas versteht man die exzessive Ansammlung von Körperfett, d.h. das Körpergewicht liegt mindestens 20% über dem Optimalgewicht.
Gesundheitliche Risiken von Adipositas
- Bluthochdruck (schädigt auf Dauer v.a. Gefäße, Herz, Gehirn, Nieren, Augen)
- Prädisposition für Zuckererkrankung
- Narkosekomplikationen
- Herz-/Kreislauferkrankungen, Atemprobleme (Beeinträchtigung der Lungenausdehnung)
- Leistungsinsuffizienz/Hitzeintoleranz/Bewegungsintoleranz
- Hepatische Lipidose mit Fettleber bei Katzen – kann lebensbedrohlich sein
- Geringere Lebenserwartung
- Prädisposition für bestimmte Erkrankungen: Bauchspeicheldrüsenentzündung, Harnabsatzstörungen v.a. bei der Katze, Inkontinenz v.a. kastrierte Hündin, Verstopfung, Fortpflanzungsprobleme, Hautprobleme (fettige Haut/Fell, eitrige Hautentzündungen), verminderte Immunfunktion
- Orthopädische Erkrankungen, Bandscheibenerkrankungen
- Gesäugetumoren (Adenokarzinome) und Übergangskarzinom der Blase
Beurteilung der Adipositas
Es ist nicht immer so leicht, das Übergewicht des eigenen Tieres zu erkennen, da es viele verschiedene Rassen, Größen und Figuren v.a. bei Hund, aber auch bei Katzen gibt. Aus diesen Gründen reicht es nicht aus, nur das Körpergewicht zu messen. Zum einen gibt es einige Methoden, die ganz genau den Fettanteil im Körper messen können, wie z.B. MRT, CT und die bioelektrische Impedanzanalyse – allerdings sind diese Verfahren nicht sehr praktikabel. Zum anderen gibt es aber auch eine Reihe anderer Beurteilungssysteme, die zu einer objektiven Einschätzung des Übergewichts in der Praxis eingesetzt werden können. Z.B. werden bei dem Körper-Konditions-Index einmal die Körperkonturen/Silhouette des Tieres beurteilt, zum anderen bestimmte Knochenpunkte und das innere Bauchfett durch Abtasten bestimmt. 15-25 % Fettanteil werden bei Hund und Katze als optimal angesehen.
Warum wird mein Tier dick?
Grundsätzlich wird ein Tier dick, wenn die tägliche Kalorienaufnahme über einen längeren Zeitraum über dem Energieverbrauch liegt. Das kann ganz unterschiedliche Ursachen haben. In erster Linie liegt es aber an der Ernährung, d.h. vor allem an der falschen Fütterung (zu viel, falsches Futter, kleine „Sünden“…). Es gibt zusätzlich erblichen Faktoren, die die Stoffwechseleffizienz (ähnlich des Menschen) beeinflussen, wodurch manche Rassen leichter dick werden (z.B. Labrador, Beagle, Cockerspaniel, Langhaardackel, Mischlingskatzen). Auch Alter, Aktivität und eine Kastration verändern den Energiebedarf des Tieres, wodurch bei gleichbleibender Fütterung eine Gewichtszunahme entsteht. Medikamente und bestimmte Erkrankungen können ebenfalls dazu beitragen, dass ein Tier leichter und schneller zunimmt.
Zwei Beispiele, die die Kalorienmenge von kleinen Snacks verdeutlichen: 2 Teelöffel Magerkäse sind für eine 4 kg Hauskatze so viel wie ein Big Mac für den Menschen. Das macht 26% des täglichen Energiebedarfs aus. Für einen 25 kg Hund ist ein 190g Rinderhautkauknochen so viel wie für den Menschen ein Big Mac und ein Cheeseburger und ein Hamburger Royal zusammen. Das macht wiederrum 66% des täglichen Energiebedarfs aus!
Wie bekomme ich mein Tier wieder schlank?
Grundsätzlich sollte man als Besitzer verstehen und akzeptieren, warum das eigene Tier an Gewicht verlieren sollte und zu 100% dahinter stehen. Der Weg zum Idealgewicht kann 12 Monate oder länger dauern und auch danach muss mit einem individuellem Plan gefüttert werden. Am besten arbeitet man mit einem Tierarzt zusammen, da neben der Fütterungsumstellung und der Bewegung auch regelmäßige Kontrollen notwendig sind. Der Tierarzt kann durch Bestimmung des Übergewichts und durch Abschätzung der täglichen Kalorienmenge das Idealgewicht ermitteln und daraus einen individuellen Diätplan erstellen. Dabei ist es wichtig, dass die Tiere nicht zu schnell abnehmen. Das gilt im Besonderen vor allem für die Katzen, da diese an gefährlichen Fettstoffwechselstörungen mit Fettleber erkranken können.
Wie füttere ich?
Grundsätzlich reduziert man die tägliche Kalorienmenge schrittweise um 15% bis das Idealgewicht erreicht ist. Hunde brauchen ca. 12wochen, Katzen ca. 18 Wochen bis sie 15% des Körpergewichts verloren haben. Am besten füttern Sie mehrmals am Tag (2-4x), führen ein Tagebuch und binden alle Personen mit ein. Natürlich müssen sie auf Leckerli nicht verzichten, sie sollten aber unbedingt in die tägliche Kalorienmenge mit eingerechnet werden! Die Katze kann eine Herausforderung sein. Es empfiehlt sich das neue Futter langsam unter das gewohnte Futter unterzumischen und langsam den Gehalt erhöhen. So akzeptieren die meisten Katzen auch ein Diätfutter. Die Kalorien zu begrenzen ist bei Freigängerkatzen nicht immer einfach, genauso bedarf es einigen Erfinderreichtums eine Katze in einem Mehrkatzenhaushalt gesondert zu füttern. Beispiele hierfür wären eine erhöhte Fütterung, Fütterung in einem Karton oder in separaten Räumen.
Welches Futter eignet sich?
Zum Abnehmen eignet sich am besten Futter mit mittleren und hohen Gehalten an Ballaststoffen und Rohfasern (gibt es als Fertigfutter beim Tierarzt). Dadurch gibt es ein Sättigungsgefühl, das die Kalorienaufnahme und das Verlangen nach Snacks verringert. Ihr Tier ist trotz der Diät zufrieden! Geringe Fasergehalte haben auf das Sättigungsgefühl keinen Einfluss! Es empfiehlt sich nicht, das normale Futter einfach zu reduzieren, da zum einen das Abnehmen durch den normalen Fettgehalt erschwert wird, zum anderen aber auch eine Mangelernährung entstehen kann, da nicht nur die Kalorien reduziert werden, sondern auch wichtige Aminosäuren, Mineralien und Vitamine. Auch Hungern lassen ist keine Option, vor allem nicht für Katzen, die dadurch schwer erkranken können. Aber auch generell macht es nicht viel Sinn, da der Körper vor allem viel fettfreie Körpermasse verliert und somit einen Jo-Jo-Effekt begünstigt.
Bewegung
Bewegung ist wichtig, da sich während der Diät der Stoffwechsel reduziert und durch Aktivität der Energieverbrauch beibehalten oder erhöht werden kann. Für Hunde eignen sich Spaziergänge bis zu einer Stunde sehr gut, sollten sie schwer laufen können (Gelenke, Kreislauf, Schnaufen), sollte man den Spaziergang täglich langsam auf 20 Minuten steigern. Bei orthopädischen Problemen ist Schwimmen optimal (benötigt weniger Zeit als das Laufen).Katzen stellen wieder eine Herausforderung dar, sie zu regelmäßiger Bewegung zu begeistern…
Regelmäßige Kontrollen
Regelmäßige Kontrollen sollten alle 2 Wochen stattfinden. Dabei sollte die Katze pro Woche 1% des Körpergewichts und der Hund 1-2% des Körpergewichts verlieren. Wird zu viel Gewicht verloren, muss die Kalorienmenge um 10-15% angehoben werden, wird zu wenig Gewicht verloren, sollte die Ration auf Fehler im Fütterungsmanagement überprüft werden und dann eventuell um 10-15% reduziert werden. Bei Erreichung des Idealgewichts wird die Kalorienmenge auf Erhaltungsbedarf umgestellt (normales Futter oder Light-Futter). Danach sollten weiterhin alle 2-3 Monate Gewichtskontrollen erfolgen.
Fazit
Es lohnt sich, das Übergewicht zu reduzieren, da auch chronische Erkrankungen wie z.B. Zuckererkrankung, orthopädische Erkrankungen oder aber auch Autoimmunerkrankungen gemildert werden können oder sogar geheilt werden können. Ihr Tier wird wieder aktiver und leistungsstärker, hat eine höhere Lebensqualität und höhere Lebenserwartung!